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Übergangslotsen helfen zum Start

Schüler*innen der Berufskollegs finden ihren Wunsch-Beruf. Übergangslotsen der Werkstatt im Kreis Unna helfen zum Start

 

Fotoun Aldalaf, (18), Mohamed Sido, (18), Selin Usta (19)  und Shiar Battal, (20) strahlen über das ganze Gesicht – am Ende ging alles ziemlich schnell. Die vier Schülerinnen und Schüler aus den Berufsfachschulklassen am Märkischen Berufskolleg in Unna starten nach den Sommerferien eine Ausbildung in ihrem jeweiligen Wunschberuf. Starthilfe gaben die „Übergangslotsen“ der Werkstatt im Kreis Unna. Die Arbeit der Lotsen ist eingebettet in die Ausbildungsinitiative von Landrat Mario Löhr, in der die Werkstatt seit dem Start im Jahr 2021 mitwirkt.

Fotoun Adalaf wird als Zahnmedizinische Fachangestellte in einer Praxis in Dortmund ihre berufliche Laufbahn starten. „Zuvor hatte ich keinen Plan, dachte an Friseurin, Stylistin oder Modeverkäuferin…“, sagt die junge Dortmunderin. Das Praktikum bei einem Bäcker sprach auch nicht für diesen Beruf. Mohamed Sido beginnt seine Ausbildung zum Friseur bei einem marktführenden Damen- und Herrenfriseur. „Ursprünglich wollte ich Kaufmann werden“, erklärt der Unnaer

Was die Berufswahl klärte: Beide hatten bei einem Praktikum im zurückliegenden Schulhalbjahr einen ersten Einblick in die Tätigkeiten in den Bereichen Gesundheit und Körperpflege erhalten. Für Shiar Battal  hingegen stand fest, dass er gerne einen Beruf im Bauhandwerk ausüben möchte: „Ich will  das Ergebnis meiner Arbeit möglichst direkt zu sehen und regelmäßig an der frischen Luft arbeiten.“ Somit ist er sehr glücklich, nun einen Ausbildungsvertag als Straßenbauer erhalten zu haben.

Geholfen haben die Lotsen der Werkstatt im Kreis Unna: Der Bildungsträger engagiert sich mit insgesamt 3 Jobcoaches an den Berufskollegs in den Berufsfachschul-Klassen und in der Ausbildungsvorbereitung im Kreisgebiet. Sie begleiten die interessierten Schülerinnen und Schüler ganz persönlich auf ihrem Weg von der Entscheidung für einen Ausbildungsberuf über die Stellensuche bis zum erfolgreichen Abschluss des Ausbildungsvertrages. Projektleiterin Heike Reketat: „In dem Programm wird die stetige Weiterentwicklung der Projektteilnehmer*innen gefördert.  Die Coaches erläutern den Schüler*innen die erforderlichen Schritte im Bewerbungsprozess. Die Umsetzung und der Kontakt mit den Arbeitgeber*innen erfolgt anschließend eigenständig durch die Bewerber*innen oder durch die Coaches der Werkstatt“.

„Das ist sehr zeitintensiv, aber genau darin liegt der große Vorteil des vom Land NRW finanzierten Modellvorhabens“, erläutert Werkstatt-Geschäftsführer Herbert Dörmann. „Mit den bekannten Beratungsinstrumenten und Personalkapazitäten wäre diese individuelle Arbeit nicht annähernd zu leisten“.

Diese Einschätzung teilt auch Brit Albrecht, die Schulleiterin des Märkischen Berufskollegs. Für sie besitzt der Übergang von der Schule in Ausbildung hohe Priorität. „Wir sind sehr froh, dass es für unsere Schule nun erstmals eine Fachkraft gibt, die besonders in den Berufsfachschulen passgenau und intensiv mit Schülerinnen und Schülern in der Berufsorientierung arbeiten kann.“

Landrat Mario Löhr begrüßt das Lotsenmodell als wichtigen Bestandteil der Ausbildungsoffensive im Kreis Unna. „Wir stellen seit Jahren fest, dass sich sehr viele junge Menschen in den Berufskollegs befinden und im Anschluss keine Ausbildungsstelle antreten. Auf der anderen Seite bleiben immer mehr Ausbildungsstellen in Handwerk und Industrie unbesetzt. Genau hier setzt die Arbeit der Lotsen an, und dass da sehr wirksam gegengesteuert werden kann, zeigen diese vier frischgebackenen Azubis!“

Die Arbeit der Lotsen folgt dabei einer strukturierten Strategie, erklärt Heike Reketat, Projektleiterin bei der Werkstatt: „Erst werden vorhandene Kompetenzen und Interessen ermittelt und überprüft. Danach startet die individualisierte Suche nach geeigneten Berufsbildern und die Entscheidungsfindung der Schüler und Schülerinnen. Dann schließt sich die Identifikation passender Ausbildungsbetriebe und die Bewerbung um ein Praktikum an.“  Die Lotsen helfen bei der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch oder einen Eignungstest, um die zumeist vorhandene Anspannung hiervor zu reduzieren. Sie tauschen sich zudem eng mit den Lehrkräften am Berufskolleg aus.

Fotoun Aldalaf lobt die intensive Unterstützung: „Ich war durch die regelmäßige Teilnahme am Projekt Übergangslotsen auf mein Bewerbungsgespräch sehr gut vorbereitet.“  Im Rahmen eines Schnuppertags in der Zahnarztpraxis hat sie bereits Ihre zukünftigen Arbeitskolleginnen kennengelernt. Die 19-Jährige freut sich, ab August Mitglied eines großen Praxisteams zu sein. Mohamed Sido hat sein Praktikum bei einem Herrenfriseur absolviert und ist bereits gespannt darauf, neue Trends und kreative Techniken in seinem Traumberuf kennen zu lernen.  Selin Usta aus Bergkamen wird ebenfalls in ihre Wunschausbildung starten können. Sie beginnt im August am Märkischen Berufskolleg ihre  schulische Vollzeitausbildung zur staatl. gepr. Kinderpflegerin. Zuvor hat sie erfolgreich die Fachoberschulreife erworben.

Auch Björn Kraus, Inhaber der Firma Bau Kraus Straßen- und Tiefbau aus Fröndenberg, freut sich, mit Shiar Battal einen motivierten jungen Mann für seinen Betrieb gewonnen zu haben, der tatkräftig mit anpacken möchte.

Insgesamt haben die Lotsen im Kreis Unna bisher über 600 Schüler und Schülerinnen über das Angebot informiert. Davon haben 400 einen Beratungsbedarf angemeldet, 200 sind schließlich zur umfangreichen persönlichen Beratung gekommen. Aufgenommen ins Coaching wurden zunächst 100 von ihnen, die ersten 27 haben bereits ihren Ausbildungsvertrag mit einem Betrieb in der Tasche, sechs haben sich für eine schulische Ausbildung entschlossen. Bis September haben die Lotsen noch Zeit, Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zusammenzubringen. Landrat Mario Löhr setzt sehr darauf, dass das erfolgversprechende Modell-Vorhaben durch das Land auch in den nächsten Jahren weitergeführt wird: „Wir brauchen hier für die Schulen, die Schüler und die Unternehmen natürlich Kontinuität in dieser Arbeit.“
Das Programm „Übergangslotsen NRW“ wird mit finanziert vom Land NRW und der Europäischen Union.

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Gruppenfoto mit 8 Personen
Drei von über dreißig jungen Menschen, die mit Hilfe der Übergangslotsen ihren Wunschberuf fanden: Vorne v. l. Selin Usta, Fotoun Aldalaf, Mohamed Sido mit Lotse Martin Stelter; es gratulierten hinten v. l. Projektleiterin Heike Reketat (Werkstatt), Brit Albrecht (Schulleiterin Märkisches Berufskolleg), Herbert Dörmann (Geschäftsführer Werkstatt) und Landrat Mario Löhr.